Ausstellung
Kann man das überhaupt, Literatur anregend, erlebnisreich und spannend ausstellen? An dieser Kernfrage hat sich schon manches Museumsteam die Zähne ausgebissen. Zweifellos ein schwieriges und anspruchsvolles Unterfangen. Denn Literatur ist per se nicht fürs Museum bestimmt; sie vollendet sich erst im Akt des Lesens, in der Phantasie des Lesers. Und die lässt sich schwerlich in eine Vitrine stecken.
„Aber sie lässt sich übertragen und gestalten in szenischen Raumbildern, die wiederum Betrachter und Besucher inspirieren und hineinholen in eine sinnlich erfahrbar und begehbar gemachte Literatur“, so die Kulturdezernentin des LWL, Frau Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Gezeigt wird dies in einer innovativen Präsentation, die entwickelt wurde für die Weltautorin aus dem Münsterland, für Annette von Droste-Hülshoff. Von Mittwoch, den 14.04. bis Dienstag, den 20.04.2010 präsentiert der LWL im neu gestalteten Foyer des Landeshauses insgesamt zehn innovative Modelle und Entwürfe von Ausstellungspavillons, die unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten das Leben und das Schreiben der Droste fokussieren.
Ergänzt werden die von fünf Studentinnen entworfenen und eigens gebauten Modelle durch je ein großformatiges Projektbuch, das die Museumsideen in Bild und Text vorstellt. In der Tat, hier werden neue Ausstellungshorizonte aufgerissen. Die klassische Präsentationskiste des Museums, die Vitrine, kommt nur noch ganz begrenzt und gezielt zum Einsatz.
Dahinter steht eine Zukunftsvision für die Neunutzung der Burg Hülshoff, das Geburtshaus der Dichterin vor den Toren Münsters. Wenn hier ein kultureller Ort, ein Literaturort entstehen soll, der Strahlkraft weit über das Land hinaus entfaltet, dann ist es nicht nur aus der Sicht der Lokalpatrioten eine Selbstverständlichkeit, dass im Zentrum die literarische Ikone der Region stehen muss.
Die Modelle entstanden in einem Seminar des Master-Studiengangs Bühnenbild_Szenischer Raum der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der LWL-Literaturkommission für Westfalen. Entwickelt wurden neue szenographische Kompositionen, die sich durch ein harmonisches Zusammenspiel von Form und Inhalt und der Gestaltungselemente Raum, Graphik, Licht und Medien auszeichnen.
Eine anregende Schau, die zeigt, was möglich wäre und in welche Richtung Ausstellungsplanungen heute gehen.
Publikation
Zimmer Frei. Zehn museale Entwürfe für Annette von Droste-Hülshoff. Neue Wege der Literaturausstellung. Hrsg. von Jochen Grywatsch. Bielefeld: Aisthesis 2011. 161 S.
Der vorliegende Katalog versammelt zehn Ausstellungsideen zu Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) im fortgeschrittenen Konzeptstadium. Die Entwürfe dokumentieren spezifische Ausstellungsarchitekturen, die unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten Leben und Schreiben der bedeutenden Autorin aus Westfalen fokussieren.
Dabei werden ungewöhnliche und innovative Zugänge geschaffen, die für den Bereich der Literaturausstellung neue Horizonte aufzeigen und insbesondere eins deutlich machen: Für museale Zwecke lässt sich Literatur übertragen und gestalten in szenischen Raumbildern, die Besucher inspirieren und hineinziehen in einen sinnlich erfahrbar gemachten Kosmos der Worte.