Beschreibung
Annette von Droste-Hülshoff zog 1826, nach dem Tod ihres Vaters, zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jenny in das nur etwa fünf Kilometer von ihrem Geburtshaus Hülshoff entfernte Haus Rüschhaus. Das architektonische Kleinod, das als Verschmelzung eines Münsterländer Bauernhauses mit einem dreiflügeligen Herrensitz gestaltet ist, war von dem berühmten westfälischen Barockmeister Johann Conrad Schlaun in den Jahren 1745 bis 1748 als eigener Sommersitz erbaut worden. Das ländlich-idyllische Anwesen blieb gut 20 Jahre Drostes geschätzter Wohnort, von dem sie 1846 zu ihrer letzten Reise nach Meersburg aufbrach.
Im Rüschhaus entstand mit der Judenbuche ihr wohl bekanntestes Werk, aber auch Versdichtungen, Balladen, ein Lustspiel und Prosaarbeiten. Die Autorin bewohnte im Zwischengeschoß des Rüschhauses drei kleine Zimmer, die sie mit ihrer ehemaligen Amme teilte. Ihr Wohnzimmer, in das sie sich zum Schreiben zurückzog, nannte sie ihr ‚Schneckenhäuschen‘. Der zu ihren Zeiten verwilderte Nutzgarten mit Gemüsebeeten und Obstbäumen wurde in den 1980er-Jahren nach den Originalplänen Schlauns, leider muss man sagen, als Barockgarten wiederhergestellt. Damit weist er mit dem Garten, wie ihn Droste kannte und wie sie ihn in ihren Briefen als verwunschenen Landschafts- und Nutzgarten beschrieb, keine Ähnlichkeit auf. Das Haus ist bis heute unversehrt geblieben und stellt einen der eindrucksvollsten, authentisch erhaltenen Dichtersitze Deutschlands dar. Allein die Nähe der Autobahn A1 stört mitunter die Idylle.
Museum
Der Besuch von Haus Rüschhaus ist über eine persönlich geleitete Führung möglich, die durch die authentisch erhaltenen Wohn- und Wirtschaftsräume (Küche, Deele, Gartensaal mit Hausaltar, Italienisches Zimmer und Drostes ‚Schneckenhäuschen‘) führt. Das Führungspersonal kann auf jahrelange Erfahrung und viele Spezialkenntnisse zurückgreifen und ist auch auf Führungen mit Kindern eingestellt. Die in Teilen originalgetreue Ausstattung des Hauses mit einigen authentischen Besitztümern Drostes und ihrer Familie (Kücheneinrichtung, Kutsche, Versteinerungs- und Mineraliensammlung, Kupferstichsammlung, Vogeleiersammlung) schafft eine besondere Atmosphäre, die es den Besuchern ermöglicht, sich in die Zeit, in das Leben und die Literatur der Autorin hineinzuversetzen.
Bild:
Haus Rüschhaus, fotografiert von Hartwig Dülberg © LWL-DLBW