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Ausgabe 1838

Nachdem Droste schon als 20-Jährige das ‚Rittergedicht‘ Walther fertiggestellt hatte, wandte sie sich insbesondere während der 1830er-Jahre der hybriden Gattung der erzählenden Versdichtung zu. Es entstanden z. T. unter großen Anstrengungen Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard, Des Arztes Vermächtniß und Die Schlacht im Loener Bruch, drei Texte, die den Kern ihrer 1838 erschienenen Gedichtsammlung ausmachen. Droste selbst nannte ihre Verserzählungen lange, längere, große oder größere Gedichte. Formal wie inhaltlich sind die Drosteschen Epen als in hohem Maße eigenständig zu bezeichnen; sie sind keiner der zeitgenössischen Poetiken oder Literaturtheorien zuzuordnen...

Gedichte

Die Gedichttexte folgen dem Erstdruck Gedichte von Annette Elisabeth v. D.... H..... Münster: Aschendorff’sche Buchhandlung 1838.

Als 1838 die erste Gedichtsammlung Annette von Droste-Hülshoffs erschien, war die Autorin bereits 41 Jahre alt. Der Band umfasst in der Hauptsache ihre drei großen Versdichtungen der 1820er- und 1830er-Jahre, die Droste als eine Mischform von Versepos und Langgedicht entwickelte und damit biedermeierlichen Zeitgeschmack und Gattungsinnovation zusammenbrachte. Dazu kamen vier weitere Gedichte sowie acht Geistliche Lieder. Die drei Versdichtungen, das die damalige Alpenbegeisterung aufnehmende Hospiz auf dem großen St. Bernhard, die psycho-pathologische Räubergeschichte Des Arztes Vermächtniß und die den Dreißigjährigen Krieg in Westfalen fokussierende Schlacht in Loener Bruch. 1623, entstanden während der 1830er-Jahre in oft mühevoller, langwieriger Kleinarbeit. Gleichzeitig verknüpften sich mit den Verserzählungen erste Überlegungen zu einer Veröffentlichung. Doch Droste war in der Frage des Öffentlichwerdens äußerst skupulös, zumal die Vorstellung von einer adelige Frau als öffentlicher Dichterin in ihrem Stand und besonders in der eigenen Familie auf viele Vorbehalte stieß. Ermunterung und Unterstützung insbesondere durch den Philosophiedozenten Christoph Bernhard Schlüter, der in den 30er-Jahren Drostes erster literarischer Ansprechpartner war, waren nötig, um die Publikation schließlich abzuschließen. Dabei sorgte Schlüter nicht nur für die Fertigstellung der Druckvorlage und die Überwachung des Druckprozesses, sondern nahm auch Einfluss auf Auswahl und Anordnung der Gedichte in dem Band. Im August 1838 erschien der Band im münster’schen Aschendorff-Verlag und Annette von Droste-Hülshoff war gedruckte Dichterin. Von ihrem Namen waren auf dem Titelblatt aber nur ihre Initialen zu lesen, darauf hatte ihre Mutter bestanden. Viel Ruhm brachte Droste dieser erste Schritt vors Publikum allerdings nicht ein. Lediglich 64 Exemplare wurden verkauft und aus dem Familienkreis gab es z. T. verletzende Kritik: Man erklärte alles für reinen Plunder, für unverständlich, confus, und begreift nicht, wie eine, scheinbar vernünftige Person solches Zeug habe schreiben können. Ein unangenehmes Nachspiel folgte 1844, als der Verleger Hüffer seine Rechte geltend machte und die Abnahme der Restbestände einforderte, hatte doch Droste ohne seine Zustimmung, aber in der (irrigen) Annahme des vollständigen Abverkaufs, Texte der 1838er Ausgabe in ihre zweite Gedichtausgabe übernommen.

 

Gedichte von Annette Elisabeth v. D.... H..... Münster: Aschendorff’sche Buchhandlung 1838

Gedichte vermischten Inhalts

Geistliche Lieder nach den Sonn- und Festtäglichen Evangelien (Proben aus einem größeren Ganzen)

Hinweis zur Textgrundlage:

Die Gedichttexte folgen dem Erstdruck Gedichte von Annette Elisabeth v. D.... H..... Münster: Aschendorff’sche Buchhandlung 1838.

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Bildnachweis:
Skizze des Arbeitszimmers der Autorin Annette von Droste-Hülshoff im Haus Rüschhaus, © LWL-DLBW