An*** O frage nicht was mich so tief bewegt
O frage nicht was mich so tief bewegt;
Seh ich dein junges Blut so freudig wallen,
Warum, an deine klare Stirn gelegt,
Mir schwere Tropfen aus den Wimpern fallen.
Mir träumte einst, ich sey ein albern Kind,
Sich emsig mühend an des Tisches Borden;
Wie übermächtig die Vokabeln sind,
Die wieder Hieroglyphen mir geworden!
Und als ich dann erwacht, da weint' ich heiß,
Daß mir so klar und nüchtern jetzt zu Muthe,
Daß ich so schrankenlos und überweis',
So ohne Furcht vor Schelten und vor Ruthe.
So, wenn ich schaue in dein Antlitz mild,
Wo tausend frische Lebenskeime walten,
Da ist es mir, als ob Natur mein Bild
Mir aus dem Zauberspiegel vorgehalten;
Und all mein Hoffen, meiner Seele Brand,
Und meiner Liebessonne dämmernd Scheinen,
Was noch entschwinden wird und was entschwand,
Das muß ich Alles dann in dir beweinen.
Borden] hier: Ränder.
überweis'] zu weise, zu klug.
Hier gelangen Sie zum Druck des Gedichts in der Ausgabe 1844.